WaldBaden im Jahreskreis

Der Jahreskreis kennzeichnet Feste, welche für unsere vorchristlichen Vorfahren besondere Phasen im Jahresverlauf markierten. Sie lebten noch stark im Einklang mit der Natur und brachten zu diesen Übergangszeiten ihre Bitten, ihren Dank und Respekt für die Götter, Geistwesen und Naturkräfte zum Ausdruck.
In den turbulenten Zeiten, in denen wir leben, verwundert es nicht, dass viele Menschen wieder Halt in der Natur und ihren Kreisläufen suchen.
Das Jahresrad stellt ein natürliches, leicht nachvollziehbares Konzept dar und entspricht auch noch heute den menschlichen Bedürfnissen nach Sinnhaftigkeit und Orientierung. Die Natur zeigt uns in ihren Kreisläufen, mit dem stetigen Werden, Wachsen und Vergehen, wie wir diese natürlichen Veränderungen wahrnehmen und in unser Leben und unseren Alltag sinnstiftend integrieren können.

Wenn wir uns beim Waldbaden draussen in der Natur aufhalten und mit offenen Sinnen, achtsam durch den Wald schlendern, können wir diese Verbindung wieder erspüren und verinnerlichen.

Die acht Jahreskreisfeste teilen sich auf in vier Sonnenfeste: die Wintersonnenwende oder Jul (am 21. oder 22. Dezember), die Sommersonnenwende oder Litha (zwischen 20. und 22. Juni) und die Frühjahrs-Tag-und-Nachtgleiche oder Ostara (zwischen 19. und 21. März), sowie die Herbst-Tag-und-Nachtgleiche oder Mabon(zwischen 22. und 24. September).

Jeweils dazwischen liegen die Mondfeste Imbolc (1. Februar), Beltane (30. April/1. Mai), Lughnasad (1. August) und Samhain (31. Oktober/1. November).

Während die Sonnenfeste eben durch den Lauf der Sonne terminiert werden, richten sich die Mondfeste ursprünglich nach den Mondphasen, sie sind dadurch wesentlich beweglicher. Der Einfachheit halber wurden sie im 20. Jhdt. auf feste Tage terminiert. Unsere Ahnen feierten diese Feste jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit entweder als Vollmondfeste oder auch im Einklang mit den Mondphasen. Also Imbolc zum zunehmenden Mond, Beltane zum Vollmond, Lughnasad zum abnehmenden Mond und Samhain zum Neumond. Diese Variante fühlt sich für mich persönlich am Stimmigsten an.

Platzhalter Zeichnung Jahreskreis

Nach der Christianisierung wurden die alten Traditionen und Rituale häufig an den neuen Glauben angepasst und die alten Göttinnen und Götter finden heute oft Entsprechungen in den christlichen Heiligen und Märtyrerinnen und Märtyrern.
Die Termine der christlichen Feste wurden teils an den alten Jahreskreis angepasst.
So wurde beispielsweise das Weihnachtsfest mit der Geburt Jesu auf die Zeit der Wintersonnenwende gelegt, nachdem sich das „heidnische“ Volk nicht davon abhalten ließ, die Wiedergeburt des Lichts zu feiern…

 

 

Imbolc – Das Lichtfest

Mit dem Lichtfest Imbolc beginnt der Zyklus der Jahreskreisfeste.
Reinigung – Neubeginn – Fruchtbarkeit
Das sind die wichtigsten Aspekte dieses Festes.
Unsere Ahnen feierten die Wiederkehr des Lichtes. Dieses erste Fest im Jahreskreis war der Göttin Brigid geweiht. Die Große Göttin begegnet uns hier in ihrer jugendlichen und jungfräulichen Gestalt, als die „weiße“ Göttin.

Die Natur rund ums Lichtfest…
Um diese Zeit gehe ich besonders gerne hinaus in die Natur und suche nach den Zeichen die den Frühling ankündigen. Heuer konnte ich bereits den ersten Star am Futterhäuschen beobachten, die ersten Schneeglöckchen, Winterlinge und Krokusse blühen im Garten. Draussen im Wald werden an manchen Bäumen die Knospen schon ganz dick und an einer geschützten Stelle habe ich sogar schon ein Leberblümchen entdeckt. Neulich roch es morgens im Garten sogar schon nach Erde…

Auch wenn der Winter noch nicht vorüber ist, es kann jederzeit noch schneien, kann man doch schon den nahenden Frühling erahnen.
Es regt sich etwas im Bauch von Mutter Erde…
Die Samen beginnen zu keimen…
Das Licht kehrt wieder. Der Tag ist bereits eine Stunde länger als zur Wintersonnenwende! Und an einem sonnigen Tag kann man auch schon am Körper fühlen, wie die Kraft der Sonne wieder zunimmt.
Auch die Tiere draussen scheinen „Frühlingsgefühle“ zu haben, die ersten Lämmer habe ich schon auf der Wiese gesehen, die Maulwürfe sind hochaktiv und werfen ihre Erdhaufen auf und die Amselhähne buhlen schon wieder fleissig um die Gunst der Weibchen. Und wenn die Sonne scheint, sind sogar schon Bienen und andere Insekten unterwegs auf Futtersuche.

Reinigung – Neubeginn – Fruchtbarkeit
Tatsächlich scheinen viele Menschen um diese Jahreszeit zu schwanken zwischen: „Sprich mich nicht an, ich bin noch im Winterschlaf“ und Hach, ich bin voller Energie – Zeit für Frühjahrsputz…“ Und tatsächlich ist genau das die Energie dieser Jahreszeit. Wir dürfen ganz bewusst wieder aus unseren kuscheligen Höhlen (also unseren Wohnungen) hervorkriechen und den Winter aus dem Haus treiben.
Die allerletzte Weihnachtsdekoration wird verräumt und der Frühling darf ins Haus einziehen. Die Wohnung wird geputzt und wieder Ordnung geschaffen.
So oft es geht, öffne ich die Fenster und lasse die klare, frische Luft herein.
Alte oder negative Energien räuchere ich gerne noch einmal aus. Dazu benutze ich eine Mischung aus Salbei, Beifuss und Fichtenharz (oder auch Fichtennadeln), dazu vielleicht noch ein wenig Alantwurzel und Wacholder. Diese Mischung wirkt u.a. reinigend und klärend aber auch schützend und segnend. Beim Räuchern visualisiere ich, wie der Rauch alles mitnimmt was sich an verbrauchter Energie angesammelt hat und zum offenen (!) Fenster hinausbegleitet.

So ein Frühjahrsputz wirkt ja in der Tat ganzheitlich. Denn wie im Aussen, so im Innen. Und wenn die Aktivität beim Aufräumen schon befreiend und anregend war, dann dürfen wir uns auch gleich noch um unser seelisches und körperliches Wohlbefinden kümmern.

Die Zeit um das Lichtfest herum fordert uns auf noch einmal zu reflektieren, welche alten Themen wir endgültig loslassen und verabschieden dürfen. Aber sie stellt uns auch die Frage, welche Samen in uns jetzt sorgsam gepflegt werden wollen. Was möchten wir Neues beginnen? Wohin wenden wir in diesem Jahr unsere Aufmerksamkeit?
Vielleicht geht es darum etwas Neues zu lernen, z. B. eine neue Sprache, eine neue Ausbildung, ein neues Hobby… Ganz egal, worum es geht, die Zeit eignet sich wunderbar für Neuanfänge.
Auf der körperlichen Ebene könnten wir z.B. beim Duschen visualisieren, dass mit dem Wasser auch strahlendes Sonnenlicht über den Körper läuft. Es fließt nicht nur aussen am Körper entlang und nimmt den „Schmutz“ mit, es dringt sogar in den Körper ein, reinigt jede einzelne Zelle und füllt sie mit Sonnenlicht und Energie auf.
Nach so einer „Lichtdusche“ fühle ich mich immer besonders erfrischt!
Anschließend benutze ich gerne ein Birkenöl zum Eincremen (gibt’s z.B. von Weleda, man könnte auch einige frische Birkenknospen in Öl einlegen und einige Wochen ziehen lassen). Das passt besonders gut im Frühjahr, weil die Birke eine der wichtigsten Pflanzen zu dieser Zeit ist.
Das Birkenkörperöl pflegt nicht nur die Haut, es umhüllt uns auch energetisch mit einem feinen, hellen Schutzmantel.

Ich freue mich schon auf die ersten Waldbadentermine im Jahreskreis (alle Termine des Jahres findet ihr unter Aktuelles). Gerade jetzt ist die Aufbruchstimmung draussen in Wald und Feld überall zu erspüren und zu erfahren und es fällt leicht, diese Zeitqualität mit in den Alltag zu bringen.